Deutsche Gesellschaft für Care und CaseManagement
 
Patientenlotsen sind reif für die Regelversorgung

Patientenlotsen sind reif für die Regelversorgung

Patientenlotsin in Aktion mit Betroffener - Patientenlotsen -
Patientenlotsin in Aktion
Foto: Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke

Rund 150 Teilnehmende diskutierten in Berlin beim Tag der Patientenlotsen zur Versorgung von Menschen mit komplexen Lebenslagen

Am 20. Oktober fand in Berlin der „Tag der Patientenlotsen“ statt und die Veranstalter (BMC, SDSH, DGM und natürlich die DGCC) forderten, Lotsen zügig in der Regelversorgung zu verankern. Zahlreiche Modellprojekte berichteten von ihren umfassenden Erfahrungen mit Patientenlotsen, die nun allen Versicherten in Deutschland zur Verfügung stehen sollen. Dafür muss die Bundesregierung ihre im Koalitionsvertrag formulierte Ankündigung umsetzen, Patientenlotsen regelhaft zu etablieren.

Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Gesundheitswesen kamen im Berliner Spreespeicher zusammen, um sich dem Thema Patientenlotsen zu widmen. Dazu kamen politische Impulse zur Diskussion vom Bundespatientenbeauftragten Stefan Schwartze und MdB Linda Heidemann, Mitglied im Gesundheitsausschuss für die Grünen. Etablierte Lotsen-Projekte aus den Indikationen Neuromuskuläre Erkrankungen, Schlaganfall und Demenz geben Einblick in ihre Projektpraxis. Schließlich präsentierten sich mehr als 15 Projekte vor Ort. Vertreterinnen und Vertreter von Kommune, Kostenträger, medizinischer Versorgung, Politik und Selbsthilfe diskutierten an diesem Tag die Potenziale, die die neue Versorgungsform für das deutsche Gesundheitswesen bietet.

„Die Erfahrungen der verschiedenen Lotsenmodelle verdeutlichen sehr eindrücklich, dass es an der Zeit bzw. längst überfällig ist, zu gesetzlichen Regelungen zu kommen“, betonte Prof. Dr. Peter Löcherbach, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Case und Care Management (DGCC). Es ginge doch darum, dass Menschen mit komplexem Versorgungsbedarf einen rechtlichen Anspruch auf eine Wegleitung (Case- und Care-Management) haben sollten. „Da ist eine qualifizierte Person, die informiert, berät, vermittelt und begleitet, die sich um die Dinge, die anstehen und notwendig sind, kümmert und die unterschiedlichen Hilfen aufeinander abstimmt“, fügte Löcherbach an.

Bedeutung der Patientenlotsen für regionale Versorgung

Prof. Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Managed Care (BMC), betonte die Bedeutung von Lotsen für eine vernetzte regionale Versorgung. „Patientenlotsen kennen die Versorgungsangebote und Strukturen vor Ort über die Grenzen von Sektoren und Sozialleistungsträgern hinweg. Damit heben sie den Schatz, der sich hinter koordinierten, am Patientenpfad ausgerichteten regionalen Versorgungsprozessen verbirgt: Eine vernetzte, teambasierte und am Ende kostengünstige Versorgung“, so Hager.

Zugleich zeige der Tag eindringlich, dass mit der Vielzahl der Projekte die Implementierung von Lotsen inzwischen erfolgreich erprobt seien. Das Konzept funktioniere, unterstrich Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. „Erste vielversprechende medizinisch und gesundheitsökonomische Ergebnisse liegen vor und weitere werden noch folgen. Das Wichtigste aber, die Akzeptanz der Betroffenen ist immens“, so Brinkmeier. Es brauche nun den Willen der Politik den Weg in die Regelversorgung zu bereiten.

Der Tag der Patientenlotsen wurde 2022 erstmals in Berlin als eine Gemeinschaftsveranstaltung durchgeführt. Beteiligt waren der Bundesverband Managed Care e. V., die Deutsche Gesellschaft für Case und Care Management, die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Dadurch werden die deutschlandweit über 45 Patientenlotsen-Projekte miteinander verknüpft. Diese unterstützten in unterschiedlichen Indikationen mehr als 75.000 Menschen mit komplexen Lebenslagen.

Der Bundesverband Managed Care e.V. (BMC) ist ein pluralistischer Verband, der sich für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems im Sinne einer zukunftsfähigen, qualitätsgesicherten und patientenorientierten Versorgung einsetzt. Die über 230 Mitglieder des BMC repräsentieren nahezu die gesamte Bandbreite der Akteure im Gesundheitswesen.
Die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) ist die größte und älteste deutsche Selbsthilfeorganisation für Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen.
Mit der Schlaganfall-Hilfe gestaltet eine fördernde und helfende Stiftung aktiv die Struktur des Gesundheitswesens mit. Seit 1993 setzt sich die Schlaganfall-Hilfe für Aufklärung und die Verbesserung der Versorgungssituation von Schlaganfall-Betroffenen ein und bietet Betroffenen Rat und Hilfe.